Typisch Chihuahua!

 

Wie die meisten Chihuahua-Besitzer ärgere ich mich natürlich auch, wenn mir im Alltag Vorurteile begegnen. Mein Chihuahua wird nicht als Hund ernst genommen aber was ich persönlich noch schlimmer finde ist, ich werde als Hundehalter oft nicht ernst genommen. Das aber nicht, weil ich Blödsinn erzähle, sondern nur, weil ich keine Ahnung von Hunden haben kann. Denn streng genommen, habe ich ja gar keinen „richtigen“ Hund, also folglich kann ich auch nicht mitreden. Schon gar nicht beim Thema Hundeerziehung.

 

Das war früher, wenn ich neben meinem Kleinhund noch einen Collie und einen Schäferhund dabei hatte, definitiv anders aber nun habe ich auch keine Lust, ein T-Shirt zu tragen auf dem steht:

 

„Ich war nicht immer Chihuahua-Besitzer, ich hatte auch mal richtige Hunde!“

 

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Und was muss man sich als Besitzer einer Zwerghunderasse nicht alles anhören? Ihr kennt das, oder?

 

Da wird der kleine Liebling als Teppichblase, Kampfhamster, Fußhupe, kleiner Kläffer, Maus, Ratte, Wadenbeißer usw. betitelt.

 

Beliebt sind auch zugeworfene Fragen von Passanten auf der Straße wie:

„Wächst der noch?“ - „Hat das Geld nicht für einen richtigen Hund gereicht?“ - „Gab es da keine passende Tasche dazu?“ - „Ist das ein Paris Hilton Hund?“ - „Muss man die nicht in einer Tasche tragen?“ - „Warum trägt Dich Dein böses Frauchen denn nicht?“ - „Och, Du armer Hund, darfst Du nicht laufen?“ - „Ist der beim Waschen eingelaufen“.

 

Mein persönlicher Favorit ist ja (und das ist mir über die Jahrzehnte zig mal passiert), wenn ich komplett ignoriert werden, man nur meinen Hund anguckt und dann fröhlich fragt: „Na wie heißt Du denn?“. Da kann ich mir die Antwort: „Er kann noch nicht reden, er ist noch zu klein“ dann auch nicht verkneifen.

 

Nun hat es aber keinen Sinn sich darüber zu ärgern, denn sind wir mal ehrlich, so gut wie jede Hunderasse ist mit Vorurteilen belegt.

 

Der Labrador ist distanzlos, der Cocker verfressen, der Dackel kann nicht erzogen werden, der Pudel ein Omahund, Schäferhunde böse, schwarze Hunde sowieso, usw., usf.

Die Liste könnte man endlos fortsetzen. So viele Rasse, so viele Vorurteile.

 

Und viele Menschen meinen es auch gar nicht böse, sondern suchen nur das Gespräch.

Typisch Chihuahua

 

Also was ist denn nun typisch für einen Chihuahua? Kläffen, beißen, verwöhnt auf der Couch sitzen und die übrige Zeit spazieren getragen werden?

 

1. Der Chihuahua kläfft den ganzen Tag

Ich konnte nicht feststellen, dass mein Chihuahua bellfreudiger ist, als andere Rassen, ganz im Gegenteil. Unsere Collies und meine Malinoishündin war da eindeutig triebiger und bei Aufregung, insbesondere vor dem Arbeiten, schnell mal gut bei Stimme. Swiffer kläfft überhaupt nur typisch wie ein Kleinsthund, wenn er sich richtig erschreckt, was zum Glück nicht oft vorkommt, da er relativ cool ist. Er schlägt auch nicht an bei Geräuschen im Treppenhaus oder wenn es klingelt. Weder Zuhause noch im Büro.

 

Natürlich bellt er aber schon mal. Er ist ein Hund!

Er wufft mit drollig tiefer Stimme, wenn fremde Tiere auf der Terrasse sind. Er bellt leider die Kollegen im Büro an, wenn wir mittags kommen und sie ihn nicht schnell genug begrüßen. Aber das kann ich wohl eher als Erziehungsfehler einstufen und ist ganz sicher nicht rassebedingt.

 

Zu einem Teil ist ausgeprägten Bellen aber schon zuchtbedingt. Leider wird bei solchen Modehunden wie dem Chihuahua eben nicht nur mit wesenstarken Hunden gezüchtet sondern um den Markt zu bedienen, mit allem was klein ist, 4 Beine, hübsches Fell hat und irgendwie nach Chihuahua aussieht.

 

Dazu sind viele Chihuahuawelpen auch nicht gut (oder gar nicht) sozialisiert. Viele Züchter ziehen ihre Chihuahua im Haus auf und das setzt sich oft im neuen Zuhause fort. Verzärtelt aus Angst, sie lösen sich bei Regen in Luft auf oder der Nachbarhund atmet den Welpen versehentlich vor der Tür ein, wenn er ihn beschnuppert, lernen sie keine Umweltreize kennen.

 

Da kommen wir direkt zu dem nächsten Vorurteil:

2. Der zittert ja, der friert!

Mit 8 Wochen wog Swiffer gute 460 Gramm. In seinem ersten, schneereichen Winter, hatte er noch kein Kilo Körpergewicht. Trotzdem waren wir bei Wind und Wetter alle 2 Stunden mit ihm draußen. Wir haben sogar bei Mistwetter draußen im Garten Ball gespielt, damit er lernt, das Regen nicht nur doof ist. Er brauchte dabei niemals ein Mäntelchen! Allerdings waren wir bei so schlechtem Wetter zwar oft aber immer nur kurz draußen. Es gab kein Stehenbleiben um mit Nachbarn zu plappern (und wenn doch, wurde Swiffi hochgenommen und in die Jacke gesteckt) und natürlich wurde er nach jedem Gassigang gründlich mit einem Handtuch abgerubbelt und wenn er sehr nass war, auch auf kleinster Stufe trocken geföhnt. So lange er in Bewegung war, war immer alles in Ordnung. Gut eingemummelt wurde er hingegen, wenn wir im Winter mit dem Auto zur Arbeit gefahren sind.

 

Wie viele Kleinsthunde, hat Swiffer bei Aufregung auch schon mal gezittert. Meistens dann, wenn er nicht wusste, wie er in einer Situation reagieren soll. Also weniger Angst, als innere Zerrissenheit. Mein Chef hat manchmal gelästert und gesagt, ich muss ihn umtauschen. Er wackelt ja, er ist kaputt.

 

Das hat sich im ersten Lebensjahr irgendwie verwachsen und kommt jetzt wirklich nur noch ganz selten vor. Ich kann mich in den letzten Monaten an keine Situation mehr erinnern.

 

3. Einen Chihuahua sollte man lieber tragen

Wie oft schon fremde Menschen mit Hund böse mit mir waren, weil ich die Frechheit besessen habe, Swiffer nicht auf den Arm zu nehmen – ich kann es gar nicht sagen.

 

Originalzitat von einer älteren Dame, mit einem stocksteifen Bully auf dem Arm, die mir vorher entgegen brüllte ob mein Hund ein Rüde sei? (Swiffer da zirka 12 Wochen alt, winzig klein und noch nicht Fisch nicht Fleisch, also wirklich nur auf dem Papier ein RÜDE)

 

Sie stand da also, schwankend, mit einem Hund auf dem Arm, halb so groß wie sie selbst, der irgendwie in Schockstarre war und sagt zu mir:

 

„Nehmen sie ihn doch lieber hoch, wäre doch schade, wenn da mal einer rein beißt“.

 

Die gleichen Leute, die Chihuahuabesitzern (manchmal zu Recht) vorwerfen, dass es ja kein Wunder ist, wenn ihre kleine Bestie jeden Hund ankläfft, wenn er immer nur getragen wird, sind böse wenn man es nicht tut.

 

Was ist der Grund? Ich vermute sie trauen ihrem Hund nicht.

 

Ich nehme ihn im übrigen wirklich hoch, wenn mir Herr oder Hund von weitem sehr merkwürdig vorkommen.

4. Ein Chihuahua ist besonders empfindlich

Mittagschlaf mit Tante Claudia
Mittagschlaf mit Tante Claudia

Meine Nachbarn haben für Swiffer keine hohe Lebenserwartung gesehen, als er bei uns einzog. Nun muss ich dazu sagen, dass ich nicht gerade schlank bin. Mehr als einmal kam die bange Frage: „Schläft der im Bett? Haben Sie keine Angst davor, ihn ihm Schlaf zu erdrücken?“ Dicht gefolgt von der Angst, dass er sich bei Regen auflöst oder schlicht erfriert. Auch musste ich mir oft anhören, dass so kleine Hunde sowieso keine hohe Lebenserwartung haben. Die Schätzungen gingen von 1 bis 4 Jahren, vermutlich haben sie ihn mit einem Hamster verwechselt.

 

Meinen vorsichtigen ironischen Einwand, dass so ein Katzenkind, dass kaum größer ist, bei normalem Gebrauch auch nicht kaputt geht und man da längst nicht solche Angst hat und ich keinen Grund sehe, warum Swiffer nicht ein hohes Alter erreichen kann (mein Chi-Mix wurde 14 Jahre), hat man höflich so stehen lassen, überzeugt habe ich die meisten jedoch nicht.

5. Ein Chihuahua ist ja kein richtiger Hund

Foto: Petra Spoerle-Strohmenger, www.dackelandmoredogs.de
Foto: Petra Spoerle-Strohmenger, www.dackelandmoredogs.de

Was macht denn einen „richtigen Hund“ aus? Wenn ich meine Mutter fragen würde, dann alles was bellt, ab Kniehöhe.

 

Ich bin mir aber sicher, dass mein Chihuahua ein durch und durch richtiger Hund ist. Selbst so ein kleiner Vertreter seiner Rasse wie Swiffi jagt wenn man es zu lässt, er buddelt, er liebt es Kausachen zu vergraben, er ist lauffreudig, verspielt, er badet im See, tobt im Schnee. Chihuahua lernen Tricks, machen Agility und Dogdance, sie bewachen das Haus und können prima hören oder auch nicht.

 

Theoretisch kann ein Chihuahua alles machen was ein großer Hund auch kann. Er kommt vielleicht nicht über hohe Hindernisse (geklettert vielleicht, aber nicht gesprungen) – aber was soll es, das schaffen viele andere schwere oder kurzbeinige Hunderassen auch nicht und denen spricht auch niemand ab, ein richtiger Hund zu sein.

 

Ein Chihuahua ist kein richtiger Hund? Doch, das ist er! Er ist noch mehr.

 

Ein Chihuahua ist nicht einfach nur ein kleiner Hund – er ist ein Konzentrat!

 

Was ist für Euch typisch für einen Chihuahua?

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Kommentare: 3
  • #1

    Ann-Kathrin (Sonntag, 27 Juli 2014 23:18)

    oh weia, da kann ich Lieder singen noch und nöcher.

    Diese Kleinhundevorurteile und gleichzeitig diese abartige Rücksichtslosigkeit anderer HuHas bringen mich regelmäßig an den Rande eines Nervenzusammenbruchs -.-

    Wenigstens beweisen meine Hunde das Gegenteil und entsprechen nicht dem Klischee. Im Gegensatz zu so manchem Hund meiner Gegenüber, die dann Sprüche klopfen müssen ^^
    Wer würde das nicht, wenn einem prompt die Eier aus der Hose rollen, weil der riesige Landseer beim Anblick des 1,7 kg Hündchens sich nicht mehr bändigen ließ und im Restaurant mehrere Tische abgeräumt hat, während die "Klischeefußhupe" ohne Leine und ohne Ton schweigend hinter mir stand und fasziniert dem Spektakel zugewohnt hat :-D
    Da muss man ja fast Einen blöden Spruch fallen lassen, wo ist denn da die Ehre :-))

  • #2

    Silvia & Swiffer Chihuahua (Montag, 28 Juli 2014 15:28)

    Hehe! Coole Aktion.
    Leider ist es aber so, dass Vorurteile ja nicht ohne Grund entstehen. Es gibt sie ja leider zu Hauf, die armen Geschöpfe, die nur in der Wohnung gehalten werden, aufs Katzenklo gehen müssen und wo man auf Erziehung und Auslastung komplett verzichtet :(

    Ich kenne aber zum Glück sehr viele glückliche und gut erzogene Kleinhunde!

  • #3

    Mimi (Freitag, 12 Mai 2017 03:43)

    Ich liebe deine Stellungname zum Thema Vorurteilen!
    Jedes einzelne Wort, spricht einem jeden Chihuahuahalter/in aus der Seele. Deine humorvolle, aber dennoch ernste Schreibweise ist super :)

    Und der Name deines Hundes ist absolut cool

    LG